5. qualityaustria Umwelt- und Energieforum

5. qualityaustria Umwelt- und Energieforum | Anna Maierhofer | UmweltJournal (c) Anna Rauchenberger

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Freiwillige Unternehmen sparen besser

„Ich würde mir wünschen, dass die tatsächliche Energieeinsparung oder die CO2-Reduktion einer Maßnahme den Wert bekommt, den sie verdient.“ Anna Maierhofer, Illwerke VKW (c) Anna Rauchenberger

Im Rahmen des 5. qualityaustria Umwelt- und Energieforums in Wien traf sich das UmweltJournal mit Anna Maierhofer, Produktmanagerin des Klimaneutralitätsbündnis 2025 sowie des VKW-Energiecockpits. Maierhofer betonte dabei die Kraft der freiwilligen Entscheidung zum Klimaschutz eines Unternehmens gegenüber behördlichem Zwang und Bürokratie-Denken.

Vor etwa vier Jahren hat die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW) gemeinsam mit einigen weiteren Vorarlberger Unternehmen das Klimaneutralitätsbündnis 2025 ins Leben gerufen. Das ambitionierte Ziel eines jeden Teilnehmers lautet seitdem: den eigenen Unternehmensfußabdruck innerhalb von maximal zwölf Jahren klimaneutral zu stellen. Wie ist die Initiative am Weg?

Wir haben – das kann man sicher so sagen – mit dieser Idee bei unzähligen Unternehmen offene Türen eingerannt. Mittlerweile sind aus der Gruppe von zehn Gründungsmitgliedern 128 Bündnispartner geworden. Viele wollen sich ehrlich und engagiert mit dem Klima- und Umweltschutz auseinandersetzen und verpflichten sich ohne gesetzlichen Zwang dazu ihre Prozesse klimaneutral zu gestalten.

Wie sieht der Weg zur Klimaneutralität eines Unternehmens im Detail aus?

Jedes Unternehmen hat einen „Fußabdruck“ – die Anfahrt der Mitarbeiter, Dienstreisen, Energieverbräuche, Fuhrpark und so weiter. Die Bündnispartner erheben sogar wie viel Kaffee von den Mitarbeitern getrunken wird und legen dies um auf die dadurch entstehenden Emissionen. Alle Verbräuche werden letztlich pro Jahr berechnet und dann eigenmotiviert mit vielerlei Maßnahmen verringert und in Klimaprojekten mittels Zahlungen kompensiert.

Das heißt, dass die teilnehmenden Unternehmen auch Strafzahlungen leisten müssen?

Wir strafen nicht, aber erhöhen bei den Unternehmen den Druck etwas zu tun. Die Unternehmen machen grundsätzlich freiwillig mit. Wir berechnen den Fußabdruck und das Unternehmen hat maximal zwölf Jahre Zeit um mit Reduzieren und Kompensieren auf „Null“ zu kommen. Sie müssen in dieser Zeit jährlich kumulierend ein Zwölftel kompensieren – können aber erst bei „zwölf Zwölftel“ die Klimaneutralität kommunizieren. Dadurch wächst der Druck tatsächlich etwas zu tun. Wir strafen aber nicht. Die Klimaneutralität ist hier ein freiwilliger Beitrag. Damit haben wir aber indirekt eine freiwillige CO2-Steuer eingeführt: denn alle klimarelevanten Emissionen bekommen in der Endabrechnung ja einen Geldwert. Die Unternehmen beginnen sich also für all ihre klimarelevanten Bereiche zu interessieren. Es ist ihnen nicht mehr egal, wie ein Mitarbeiter in die Firma gelangt. Mit welchen Verkehrsmitteln er auf Dienstreisen geht und so weiter.

Was sind die gängigsten Reduzierungs-Beispiele?

Nun zum Beispiel kann man seinen Fuhrpark von konventionellen auf elektrische Antriebe umstellen. Wir haben demgemäß in Vorarlberg mittlerweile die höchste Dichte an E-Ladestationen in Österreich mit fast 500 Ladepunkten. Zwei große Unternehmen im Klimaneutralitätsbündnis 2025 steigen etwa auf 100 Prozent Ökostrom – reine österreichische Wasserkraft – um und sparen gemeinsam durch diesen Umstieg etwa 20.000 Tonnen CO2 ein. Das kann sich schon sehen lassen.

Wie wurde die Idee eigentlich geboren?

Unserer Beobachtung nach ist es für die Politik immens schwer in Punkto Energiesparen und Klimaschutz verpflichtende Grenzen und ernstzunehmende Maßnahmen einzuführen. Das Thema Ressourcenschonung und Energieeffizienz ist richtig und wichtig, aber die gesetzliche Umsetzung lief in Österreich leider in die falsche Richtung. Der Markt für Energieeffizienzmaßnahmen war geprägt von Bürokratie und einem starken Verfall der Preise. Daher haben wir selbst versucht im Rahmen der Freiwilligkeit eine Lösung zu finden.

Das Energieeffizienzgesetz läuft ja im nächsten Jahr aus – eine Neufassung steht in der Schwebe. Was würden Sie sich wünschen und wo sehen Sie die größten Hebel als Energieversorger?

Ich würde mir wünschen, dass die tatsächliche Energieeinsparung oder die CO2-Reduktion einer Maßnahme den Wert bekommt, den sie verdient, und dass echte Energie- und Ressourceneffizienzmaßnahmen auch klarer und wirksamer unterstützt werden. Das wäre ein Wunsch von mir an die höchste Stelle, also
ans Christkind!

 

Klimaziele Österreichs für 2020 fraglich

Eine kritische aber auch konstruktive Herangehensweise herrschte beim 5. qualityaustria Umwelt- und Energieforum am Donnerstag, den 29. November im Haus der Musik in Wien. Unter dem Veranstaltungsmotto „Stellen wir die richtigen Weichen“ wurden Versuche mit strombetriebenen Oberleitungs-LKW vorgestellt, ein Leuchtturmprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff präsentiert und die Ziele von Österreichs Klima- und Energiestrategie #2030 auf ihre Praxistauglichkeit bewertet. Zudem erklärten Experten, wie es mittels Energiemanagementsystemen möglich ist, Einsparungs- und Verbesserungspotentiale aufzudecken.

„Jeder redet über den Klimawandel, aber die Daten und Fakten sowie die Folgewirkungen sind vielen nicht bekannt. Das macht es so schwer, dass wir ins Handeln kommen“, appellierte Axel Dick, Business Development Umwelt und Energie, CSR bei der Quality Austria bei der Eröffnung des 5. qualityaustria Umwelt- und Energieforums. Andreas Tschulik, Leiter der Abteilung Betrieblicher Umweltschutz und Technologie im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus griff zu drastischen Worten: „Nur mehr ein rasches und entschiedenes Handeln kann eine katastrophale Entwicklung verhindern. Die Risiken und Gefahren des Klimawandels sind groß — auch die wirtschaftlichen Risiken in Österreich.“ Das beginne in der Forstwirtschaft und ende in der Energiewirtschaft. Die Forstwirtschaft rechnet für heuer und in Zukunft mit klimabedingten Schäden in zweistelliger Millionenhöhe pro Jahr. Die Trockenheit in diesem Jahr und das damit verbundene Niedrigwasser in der Donau habe beispielsweise zu einer verringerten Stromerzeugung geführt.
Eine Einschätzung der Lage in Österreich anhand des Klimaschutzberichts 2018 gab es von Elisabeth Rigler, Leiterin der Abteilung „Klimaschutz und Emissionsinventuren“ im Umweltbundesamt. Unter anderem ist darin eine Einschätzung der Zielerreichung 2020 und 2030 zu finden. „Aufgrund der aktuellen Daten ist nicht gesichert, dass die Klimaziele 2020 für Österreich erreicht werden“, warnte Rigler. Den weiteren Fahrplan bei der Klima- und Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung (#mission2030) erläuterte Christopher Lamport von der Abteilung „Koordination Klimapolitik“ im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: „Im Rahmen des nationalen Energie- und Klimaplans ist nun der Weg zu den gesteckten Zielen zu konkretisieren.“

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